Blog Post

"Das System ist kurz vor dem Kollaps"

Okt. 26, 2022

Der Vorsitzende der Saarländischen Pflegegesellschaft, Holger Wilhelm gab dem Saarländischen Rundfunk ein Interview, welches am 25.10.22 veröffentlicht wurde. Wir veröffentlichen die Meldung des SR im Wortlaut.


Die hohen Coronazahlen im Saarland treffen auch die Pflegeeinrichtungen. Der Umgang mit den Infektionen sei dabei nicht das Problem, sagt Holger Wilhelm von der Saarländischen Pflegegesellschaft. Große Sorge bereite vielmehr die immer stärkere Belastung des Personals – auch durch die erhöhten Krankenstände. Er appelliert deshalb an die Politik, auf die Durchsetzung der Einrichtungsbezogenen Impfpflicht zu verzichten.


Immer mehr Menschen landen mit oder wegen Corona in den saarländischen Krankenhäusern – und auch auf den Intensivstationen. Mitte Oktober gab es die höchsten Zahlen seit Beginn der Pandemie. In einigen saarländischen Krankenhäusern gibt es deswegen schon wieder ein Betretungsverbot. Auch in den Pflegeheimen gibt es immer mehr Ausbrüche.


Corona-Virus: „Wir wissen, was zu tun ist“


Die erhöhten Fallzahlen in den Pflegeheimen seien zurzeit aber nicht das eigentliche Problem, sagt Holger Wilhelm, Vorsitzender der Saarländischen Pflegegesellschaft. „Wir sind inzwischen seit 31 Monaten in der Krise, können den Virus relativ gut einschätzen und wissen, was zu tun ist.“


Das große Problem: die Belastung der Mitarbeiter


Deutlich problematischer sei die Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nun im dritten Jahr in Folge unter dem Coronadruck arbeiten müssten. „Das macht uns zusehends Sorge“, sagt Wilhelm.

Hinzu komme, dass es aktuell einen erhöhten Krankenstand gebe. „Wenn die Inzidenzen im Saarland hochgehen, dann trifft das auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. Ein Teil von ihnen sei in Quarantäne, ein Teil erkrankt. „Die Symptomlosen fallen mindestens fünf Tage aus, weil sie dann erst wieder arbeiten dürfen.“ Und ein Teil der an Corona Erkrankten bräuchte bis zu drei Wochen, bis er wieder arbeitsfähig sei. Die Folge: Weitere Mehrbelastung für all diejenigen, die noch da sind.


Verzicht auf Einrichtungsbezogene Impfpflicht


Unter anderem aus diesem Grund hält Holger Wilhelm die Durchsetzung der Einrichtungsbezogenen Impfpflicht mit entsprechendem Betretungsverbot, wenn sie nicht umgesetzt wird - so wie vom Regionalverband zurzeit praktiziert - für keinen sinnvollen Weg.


Da das Gesetz zum Ende des Jahres voraussichtlich auslaufen werde, gehe seitens des Pflegeverbandes die Forderung an die Politik, auf die Durchsetzung zu verzichten. „Alle, die im Moment aus dem Dienst raus genommen werden, verstärken den Druck auf die übrigen Mitarbeiter der Einrichtung. Und das System ist kurz vor dem Kollaps.“


Zur Meldung des Saarländischen Rundfunks (Link) >>

Share by: